Herzlich Willkommen auf dem Calisthenics Magazin. Heute haben wir einen Gast aus dem Kraichgau im Magazin. Frank Leuchtenberger alias Franky von Calisthenics Kraichgau hat sich Zeit genommen und wir sprechen unter anderem über seinen Werdegang, wie er zum Calisthenics gekommen ist und wie er die immer beliebter werdende Sportart Calisthenics in seiner Region bekannt gemacht hat – und sogar 5 Kommunen überzeugen konnte, einen eigenen Calisthenics Park zu bauen.
Franky hat sich für den Sport so sehr eingesetzt, dass wir heute mit ihm darüber sprechen möchten und dich mit diesem Interview motivieren wollen, solltest Du in deiner Region einen Calisthenics Park bauen wollen. Dazu haben wir erst vor kurzem eine ausführliche Anleitung veröffentlicht. Diese findest Du hier.
Viel Spaß bei dem Interview!
Das Interview
Hallo Franky, schön dass du dir Zeit genommen hast – stell dich doch kurz unseren Leser/Innen vor!
Hallo Flex, ich bin Franky, bin 34 Jahre alt und komme aus dem ca. 5000 Einwohner Dorf Sulzfeld, welches im schönen Kraichgau liegt. Sport habe ich schon von klein auf gerne gemacht, war einige Jahre im Handball und hatte Kampfkunst/ Sport betrieben – wie VingTsun, Grappling (BJJ) , Escrima ect, sowie klassisches Krafttraining im Fitnessstudio.

Wie bist du zum Calisthenics gekommen?
Über den Bodenkampf/ MMA habe ich quasi erst eigenes Körpergewichtstraining kennen- und lieben gelernt.
Durch eine schwere Krankheit musste ich einige Monate mit dem Training aussetzen, was nicht leicht für mich war. Durch die Chemo war ich körperlich so kaputt, dass mich selbst nur wenige Treppenstufen fix und fertig gemacht haben. Innerhalb der Reha und auch danach, habe ich mir einen Entschluss gefasst: So fertig will ich nie wieder sein. Fit bis ins hohe Alter! Kampf gegen den körperlichen Verfall und Rollator! Das geht nur, wenn du dich dein Leben lang bewegst – bis ins Sterbebett. Und natürlich spielt die Ernährung eine große Rolle.
Inspiriert haben mich diverse ältere Menschen aus China oder der Ukraine, die teilweise 80-90 Jahre alt – und fit wie ein Turnschuh sind und noch an Reckstangen oder anderen Geräten turnen. Genau solche Menschen zeigen, dass es möglich ist. Daran glaube ich und bin überzeugt das auch ich relativ fit das hohe Alter erreichen kann. Und auch jeder, der sich mit der Thematik beschäftigt.
Wie ging es weiter?
Kampfsport habe ich aus diversen Gründen sein gelassen. Aber das körperliche Kraft -und Fitnesstraining wollte ich weiterverfolgen.
Also suchte ich mir Möglichkeiten zum trainieren, wie auf Spiel- oder Bolzplätzen, sowie auf Trimm-Dich-Pfaden. Durch weitere Recherche bin ich auf „Trainieren wie im Knast“ von Paul Wade gestoßen. Was für ein Schinken. Hier habe ich Calisthenics eigentlich erst richtig kennengelernt. Was möglich ist, was es bringt etc. Ich bin immer weiter in die Welt eingetaucht. Und habe mir viel Wissen angelesen und auch praktisch viel probiert.

Du wolltest mehr, richtig?
Genau – mir haben die gegebenen Möglichkeiten irgendwann nicht mehr ausgereicht. Entweder hat ein Habicht die Sportler auf dem Trimm-Dich-Pfad (jedes Jahr) attackiert oder das Unwetter hatte alles verwüstet und der Pfad war gesperrt. Abgesehen davon ging es mir auf die Nerven, immer durch den ganzen Wald zu rennen, um an gewisse Geräte zu können. Der Spielplatz, geschweige denn die Bolzplätze, waren auch nicht so optimal ausgestattet, wie man es gerne gehabt hätte. Ja, man hat irgendwann auch mal Ansprüche gestellt. Aber genau diese Umstände waren es dann, welche mich motiviert haben, einen eigenen Calisthenics Park für meinen Ort zu verwirklichen.
Wie hast du es geschafft, das nicht nur dein eigener Ort, sondern gleich 5 Kommunen Interesse gezeigt haben?
Zuerst wollte ich mir fast eine eigene kleine Anlage im Garten bauen. Was ich aber schnell verworfen habe. Daher recherchierte ich im Internet. Ich stieß damals auf die Jungs von StreetWorkoutNRW. Diese haben einen eigenen Park bei sich verwirklicht. Daher nahm ich Kontakt auf, wie genau man vorzugehen hat. Sie haben mir auch super geholfen mit Tipps und Tricks. Sogar eine fertige Präsentation habe ich bekommen. Der Rest lag dann bei mir.
Daher habe ich einfach eine Mail an unsere Bürgermeisterin geschrieben – und einen Termin bekommen. Ich erklärte ihr mein Vorhaben mit allem, was dazu gehörte. Sie war sehr positiv davon überzeugt. Leider meinte sie, das es am Geld scheitern wird (wie immer, oder?)
Doch es gebe noch die Möglichkeit bei „Leader“ vorzusprechen. Eine Initiative, die EU-Gelder verteilt und 60% der Kosten übernimmt, was zufällig ein paar Wochen später stattfinden sollte. Hier konnten diverse Ideen von Jugendlichen vorgeschlagen werden. Also bereitete ich mich mit einem ehemaligen Kollegen darauf vor.
Wie genau lief die Präsentation ab?
Es wurden einige Ideen von verschiedenen Gruppen vorgestellt. Schnelleres Internet, bessere Busverbindungen, Jugendhaus u.s.w Es waren ein paar gute Ideen dabei. Hier hieß es dann zu überzeugen.
Wir waren an der Reihe: Erst die Powerpoint und dann ein Video über Calisthenics-Athleten. Unsere Vorstellung ging länger als die der anderen und es wurden auch viel mehr Fragen in den Raum geworfen. Ich war erstaunt, wie groß das Interesse war. Es waren auch sehr „wichtige Leute“ in dem Publikum.
Kurz und knapp: Nach wenigen Wochen wurde mir mitgeteilt, dass 9 Kommunen Interesse haben und meine Idee als einzige angenommen wurde. Da war ich baff. Ich wollte ja nur für den eigenen Ort einen Park. Am Ende sind 5 übrig geblieben.
Hast du weitere Pläne?
Aktuell sind schon zwei Parks fertig. Bis 2021 sollen alle geplanten Parks bei uns stehen. Somit habe ich mehr erreicht, als ich mir ausmalen konnte. Ich wechsle jetzt immer mal zwischen fast allen Parks durch. Da jeder Park doch seine eigenen Vorzüge hat und von einem anderen Hersteller ist.
Einen direkten Plan habe ich nicht. Ich habe das erreicht, was ich wollte. Jetzt will ich nur noch so oft trainieren wie möglich und immer besser werden.
Was mir aber zukünftig am Herzen liegt: Calisthenics so bekannt wie möglich bei uns machen. Die Menschen sollen erfahren, was mit dem eigenen Körper möglich ist. Runter von der Couch, TV aus und raus an die frische Luft! Es muss nicht immer das Fitnessstudio sein.
Eventuell möchte ich auch noch – nach und nach – kleine Kurse geben. Wie man am besten anfängt, wofür welche Geräte sind u.s.w. Die Leute einfach an die Bewegungen ranführen. Das sie selbständig arbeiten und was für die eigene Gesundheit machen können. Und eins der besten Dinge an Calisthenics: Es ist eine super Community, in der wir uns alle gegenseitig unterstützen und pushen. Nur durch das Training alleine habe ich immer mehr super Leute kennengelernt, die die gleiche Leidenschaft teilen wie ich. Und wir trainieren jetzt öfters zusammen. Dafür habe ich auch Calisthenics Kraichgau gegründet. Damit wir uns gegenseitig austauschen – und interessierte Leute uns finden können.
Was möchtest du unseren Lesern zum Schluss mitgeben?
Bewegt euch ausreichend, vermeidet Stress und ernährt euch gesund! Es gibt absolut nichts Wichtigeres als die Gesundheit. Diese kann nicht erkauft werden. Nur Erhalten kann man sie – durch Vorbeugung! No retreat no surrender
Die ausführliche Story könnt ihr hier erlesen: https://strongmonkey.de/calisthenics-park-selber-bauen-wie-bekomme-ich-diesen-in-die-eigene-stadt/
Calisthenics Kraichgau auf Faceook: https://www.facebook.com/CalisthenicsKraichgau/
Franky, vielen Dank für deine Zeit und dein inspirierendes Interview. Du zeigst unseren Lesern und Leserinnen, was alles möglich ist, wenn man dran bleibt und die Motivation aufbringt, sein Ding durchzuziehen. Das gefällt uns sehr gut! Wir möchten auch dich darauf hinweisen, wenn Du ebenfalls eine coole, inspirierende Geschichte in Bezug auf Calisthenics zu erzählen hast, dann melde dich gerne bei uns!
In diesem Sinne wünschen wir dir eine gute Zeit, wir sehen uns kommenden Montag, den 07.06., wieder. Da wird die mittlerweile 28. Ausgabe des Calisthenics Magazins erscheinen. Das solltest Du nicht verpassen, daher trage dich jetzt in den Newsletter ein!